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Systemische Organisationsberatung im Unternehmen (3)

Blogreihe "in der Praxis systemisch arbeiten"

Raphael Drahs teilt seine inspirierende Reise, von den Beweggründen zur Ausbildung und wie sie seinen beruflichen Alltag als Berater nachhaltig verändert hat.

 

Alltägliche Herausforderungen und meine Motivation zur Ausbildung

Im täglichen operativen Wahnsinn im Job aber auch im Privaten sind Probleme und zu lösende Situationen Alltag geworden. Die VUCA Welt treibt uns so sehr voran, dass wir uns selbst und unserem sozialen System Probleme schaffen und diese aufbauschen. Die Diskussion über Probleme, die damit verbundenen Konsequenzen und die daraus resultierenden Kosten kommen da noch on top!

Mittlerweile hören wir bei Business Meetings, Geschäfts-Abendessen, Coachings und auch beim Bier an der Theke nur noch Probleme aber keine Chancen. Zu dieser doch sehr ernüchternden Situation kann ich meinen persönlichen Game-Changer beitragen: Während Corona im Frühjahr 2021 trank ich mit einem sehr guten Freund und erfolgreichen Geschäftsmann ein Bier. Er heulte mich den ganzen Abend von seinen unfähigen Mitarbeitern, den miesen Prozessen, den gestiegenen Kundenanforderungen und der fehlenden Zeit, Innovation voranzutreiben, voll. Kurze Zusammenfassung seines Leids: „Die Anderen machen mir Probleme.“ Ich fragte ich ihn daraufhin: „Was kannst du denn persönlich anders machen?“ Er antwortete sofort: „Nichts, das sind die Anderen Schuld.“

Ich fragte mich tagelang, was er denn gegen diese „Anderen“ tun könnte. Ich fand erstmal nur klassische eindimensionale Lösungen, wie zum Beispiel „Bereinigung von Prozessen“, „Zeitfenster für Innovationen schaffen“, „Teambuilding“ oder Schulungen für Mitarbeiter. Doch die von ihm beschriebenen Probleme waren mehrdimensional und vielschichtig und können nicht durch einzelne Maßnahmen gelöst werden.

Diese Erkenntnis löste in mir einen Denkprozess und auch irgendwie Frustration aus. Denn ich wusste – und das passiert selten – keine kreative Antwort. Der Denkprozess resultierte, dass ich mit meinem jetzigen Skillset keine Antworten auf seine Lösungen haben werde. Ich muss mich also weiterentwickeln, in meine Skills investieren. Ich suchte also nach Fortbildungen, die eine Betrachtung von Mehrdimensionalität in der Organisationswelt mitbringen. Und durch Tipps, Erfahrungen als Führungskraft bei der Zurich Gruppe Deutschland, ehemaliger Lean Berater und auch intensive und freundschaftliche Zusammenarbeit mit Gerda Volmer-König, ist mir das WIBK in den Sinn gekommen. Manchmal fällt der Apfel eben nicht weit vom Stamm. Das WIBK hatte – und das nennt man in der Wirtschaft ein Match von Angebot und Nachfrage – auf meine mir selbst gestellte Nachfrage ein Angebot: Die Ausbildung Systemische Organisationsberatung.


Inhalte und Nutzen der Ausbildung

Der Kurs versprach mir, dass ich Probleme in einer Organisation mehrdimensional betrachten lerne, alle notwendigen Systemfaktoren unter einen Hut bringen kann, Maßnahmen zur Lösung von Problemen verknüpfen kann und meine Moderationsskillsnoch deutlich verbessern werde. Ein großes Versprechen für eine Weiterbildung!
Und das Versprechen wurde eingelöst. Bereits nach Modul 1 habe ich signifikante Verbesserungen in meiner Moderation und Gesprächsführung gemerkt.

Durch Nutzung von unterschiedlichen Medien wie Post It, Flipchart, Übungen, unfassbarer Wertschätzung, Zuhören und mal weniger Power Point, entsteht nicht nur ein Dialog, sondern ein Feuerwerk der Zahlen/Daten/Fakten und Emotionen.
Das Kennenlernen der sechs Systemfaktoren eines sozialen Systems bzw. innerhalb einer Organisation (Personen, die subjektiven Deutungen der Personen untereinander, soziale Regeln, Regelkreise, die Systemumwelt und die Systemgrenzen und die Historie und Entwicklung des Systems) haben mir die Augen geöffnet, wie Situation, Abläufe und Prozesse in einer Organisation emotional wie prozessual zusammenhängen.

In den darauffolgenden Modulen stieg die Lernkurve bei mir persönlich noch höher an: Know How nicht übermitteln in Schulungen, sondern aus dem sozialen System holen, als Führungskraft nicht vorgeben, im Gegenteil, lieber im Dialog gemeinsam erarbeiten, noch mehr Fragen stellen um Denkprozesse beim Mitarbeiter anzuregen und ganz besonders: Probleme als Chancen sehen, Etwas positiv zu verändern.


Persönliche und berufliche Weiterentwicklung durch die Ausbildung

Zurück zu meinem Kumpel. Es machte plötzlich bei mir Klick: Mein Kumpel muss an sich selbst arbeiten, sonst wird er nie die Probleme in seinem Unternehmen lösen können. Er selbst ist der Faktor, der alle sechs Systemfaktoren beherrscht: Er regelt die Prozesse, er schult die Mitarbeiter, er geht persönlich in die Kundengespräche und und und… Long story short: Ich erklärte ihm nach Beendigung meiner Ausbildung seine Situation und rat ihm, dass er selbst die Dinge ändern kann und sollte, wenn er denn wollte. Wollte er aber nicht. Schade für ihn!

Aber gut für mich: Ich bin dank seiner Probleme in meinem Skillset gewachsen! Meine Mitarbeiter, Freunde und Familie haben mich schon immer als positiven und chancenorientierten Mensch gesehen. Manchmal etwas zuuu positiv. Ein Mitarbeiter sagte mir mal, dass es „echt anstrengend und irgendwie doch zu positiv“ sei, wenn ich in einer Problemsituation, in der ca. 80 Millionen EUR an Versicherungsleistungen aufgrund eines IT Fehlers in meiner Abteilung nicht gezahlt wurden, von einer „tollen spannenden lösbaren und die Organisation fördernden Herausforderung“ spreche.

Doch die systemische Organisationsberatung gab mir zusätzliche Tools, dieses positive Empowerment noch greifbarer und vor allen Dingen schlagkräftiger zu machen: Coaching Skillset, magic words, Referenztransformation, GROW als Modell zur Strukturierung von Problemen, agile Methoden, Regelkreisbetrachtung oder ganz simple so genannte „starke Fragen“. Eine starke Frage zum Beispiel: Was möchte mit der Raphael denn nun jetzt mit seinem Blog Artikel sagen?

Ganz einfach: Ich habe – auch Dank der Ausbildung zum Systemischen Organisationsberater bei dem WIBK – gelernt, dass alles bei einem selbst anfängt.
Man muss Probleme positiv auffassen, sie als Chance sehen und den Weg nach vorne suchen, insbesondere in seinem eigenen Wirkungskreis. Die VUCA Welt kann sich noch zehn Mal schneller drehen, es können zwanzig Mitarbeiter/Klienten/Coachees ihre Wehwehchen über den Tisch werfen und wir können in Deutschland noch jede Möglichkeit totdiskutieren: Mit positivem Mindset, Lösungsorientierung, Methoden und Skills kann ich persönlich allen Problemen positiv entgegentreten und Lösungen finden. Ich selbst kann dafür sorgen, dass mich nichts aufhält.


Autor

Raphael Drahs

ist erfahrene und begeisternde Führungskraft im Zahlungsverkehr bei der Zurich Gruppe Deutschland. Neben seiner Führungsaufgabe ist Raphael nebenberuflich als systemischer Organisationsberater, systemischer Coach und Lean Black Belt mit seinem Unternehmen „Einfach mal Machen“ insbesondere für Sportverbände und Sportvereine tätig.

 

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